Dermaroller | DocMedicus Gesundheitslexikon (2024)

Der Dermaroller ist ein Gerät, das in der ästhetischen Medizin zur kosmetischen Behandlung der Haut, insbesondere im Bereich des Gesichts, aber auch z. B. bei Cellulite in anderen Körperbereichen eingesetzt wird. Es handelt sich um eine neuartige sogenannte minimalinvasive, perkutane Kollagen-Induktions-Therapie (CIT; PCI). Bei der Behandlung mit dem Dermaroller kommen kleine, sehr feine Nadeln zum Einsatz. Deswegen wird das Verfahren auch als Microneedling bezeichnet.

Beim kosmetischen Needling wird eine Nadellänge von 0,1-0,5 mm und beim medizinischembzw.chirurgischem Needling (Medical Needling) wird eine Nadellänge von 3 mm verwendet. Ab ca. 1 mm Nadellänge wird eine intradermale ("in die Haut") Blutung in Form von Petechien ("flohstichartige Blutung") erzeugt.

Durch Mikrotraumata (sehr kleine Verletzungen) der Nadeln, wird eine Entzündungsreaktion in Gang gesetzt, die die Selbstheilungskräfte der Haut fördert und das Hautbild verbessern kann.

Zielsetzung und Wirkungsweise eines Dermarollers

Zielsetzung

  • Verbesserung der Hauttextur: Die Therapie fördert eine feinere und glattere Hautstruktur.
  • Reduktion von Hautunreinheiten: Narben, Dehnungsstreifen und andere Hautunregelmäßigkeiten können sichtbar gemildert werden.
  • Förderung der Hauterneuerung: Durch die Anregung der Kollagenproduktion wird die Haut fester und jugendlicher.

Wirkungsweise

  • Induktion von Mikrotraumata: Die feinen Nadeln des Dermarollers verursachen kontrollierte Mikroverletzungen in der Haut, die den natürlichen Heilungsprozess und die Neubildung von Kollagen anregen.
  • Stimulation von Wachstumsfaktoren: Die Verletzung der Haut führt zur Freisetzung von Wachstumsfaktoren wie TGF-α, TGF-β, FGF und PDGF, die zur Hauterneuerung beitragen.
  • Verbesserung der Mikrozirkulation: Die Behandlung fördert die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese), was zu einer verbesserten Nährstoffversorgung und Sauerstoffversorgung der Haut führt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Falten
    • periorbital (Augenfältchen)
    • perioral (Mundfältchen)
  • Narben
    • Aknenarben
    • Brandnarben/Verbrennungsnarben (Verbrühungen, UV-Strahlung)*
    • flache und atrophe Narben
    • hypertrophe Naben* (Narbeneigt zur Wulstbildung und erhebt sich über das sie umgebende Hautniveau)
    • Keloide* (Wulstnarbe)
  • Pigmentstörungen
  • Cellulite
  • Striae gravidarum (Schwangerschaftsstreifen) bzw. Striae cutis distensae (Dehnungsstreifen)
  • erschlafftes Bindegewebe
  • beginnende Hautalterung

*Behandlung erfordert ein Medical Needling

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Hautzustände und -erkrankungen

  • Hautareale im Bereich des Auges und auf den Schleimhäuten
  • Aktiver Herpes simplex
  • Aktive Hautinfektionen
  • Maligne (bösartige) Hautveränderungen
  • Leberflecken, Warzen oder anderweitig erkrankte Hautbereiche
  • Schwere akute Akne oder andere entzündliche Hauterkrankungen

Medizinische und pharmakologische Faktoren:

  • Einnahme von Antikoagulantien (Blutverdünner)
  • Gerinnungsstörungen, die das Blutungsrisiko erhöhen
  • Immunschwäche oder Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken
  • Unkontrollierter Diabetes mellitus

Narbentypen und Hautreaktionen:

  • Patienten, die zu Keloiden neigen oder bereits Keloide haben.
  • Neigung zu hypertrophen Narben oder anderen atypischen Narbenbildungen

Physiologische Zustände

  • Schwangerschaft und Stillzeit

Vor der Behandlung

Vor Beginn derBehandlung sollte ein Aufklärungs- und Beratungsgespräch zwischen Arzt und Patient erfolgen. Inhalt des Gespräches sollten die Ziele, Erwartungen und die Möglichkeiten der Behandlung sowie Nebenwirkungen und Risiken sein.

Vor dem Eingriff mit dem Dermaroller ist eine intensive Feuchtigkeitsbehandlung mit Vitamin A und C sehr wirkungsvoll, da sie die Regenerationsfähigkeit der Haut unterstützt. Der Patient sollte über die Behandlung aufgeklärt werden.

Antikoagulantien (blutverdünnenden Medikamente wie z. B. Acetylsalicylsäure/ASS) sollten soweit möglich ca. 14 Tage vor der Behandlung abgesetzt werden. Infektionen wie z. B. das HI-Virus oder Hepatitis sollten ausgeschlossen werden. Bei Behandlung des Gesichts ist es sinnvoll, auf Make-up zu verzichten.

Das Verfahren

Bei der Behandlung mit dem Dermaroller muss die kosmetische Anwendung von der medizinischen Anwendung unterschieden werden. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Tiefe der Einstiche. Bei der kosmetischen Behandlung dringen die feinen Nadeln nur oberflächlich in die Epidermis (Oberhaut), während sie bei der medizinischen Behandlung tiefer eindringen.

Beachte: Beim Medical Needling werden dagegen Epidermis und Dermis (Lederhaut) mit feinen Nadeln punktiert.

Zuerst wird die zu behandelnde Hautfläche gründlich gereinigt und desinfiziert. Um Schmerzen zu vermeiden, wird eine Creme aufgetragen, die ein Lokalanästhetikum (Betäubungsmittel) enthält. Nach 10-30 Minuten Einwirkzeit werden die Rückstände der Creme entfernt und das Gesicht desinfiziert.

Beim Microneedling werden durch feine Mikronadeln etwa 250 Mikropunktionen pro Quadratzentimeter Haut gesetzt.

Der Dermaroller wird nun 4- bis 5-mal auf der Hautfläche in waagerechter, vertikaler und diagonaler Richtung gerollt. Bei der medizinischen Behandlung können kleine Blutungen auftreten, die mit steriler Kochsalzlösung abgetupft werden. Zum Schluss wird die Haut noch einmal sorgfältig gereinigt und mit einer fettenden Creme abgedeckt. Je nach Indikation kann die Behandlung mehrmals durchgeführt werden.

Die Mikrotraumata (kleine Verletzungen) setzen den regulären Wundheilungsprozess der Haut in Gang. Zuerst wird das Immunsystem aktiviert, schließlich proliferieren (Wachstum und Vermehrung von Zellen) die epidermalen Zellen. Hierbei kommt es zu einer Synthese von Kollagen und zu einer Angiogenese (Gefäßneubildung). Letztendlich wird das Gewebe über einen Zeitraum von mehreren Monaten erneuert und es kommt zu einer Straffung der Haut. Erste Erfolge sind nach 6-8 Wochen objektiv beurteilbar.

Die in der Basalmembran liegenden Melanozyten werden nicht verletzt.

Behandlungsdauer:ca. 30 Minuten

Behandlungshäufigkeit und -intervall:drei Behandlungen im Abstand von vier bis sechs Wochen (acht Wochen bei Striae);Brandblasennur ein bis zweiBehandlungenmeistens unter Vollnarkose und mit besonders langen Nadeln.Das optimaleBehandlungsintervall bei Brandblasenbeträgt drei Monate.

Mikroneedlingisteine relativ sichere Methodemit nur geringen Nebenwirkungen (s. u. "Mögliche Nebenwirkungen").

Nach der Behandlung

Nach dem Eingriff können kleine Rötungen und Schwellungen auftreten. Der Patient sollte keine weiteren Pflegeprodukte auf die behandelte Haut auftragen und starke Sonnenexposition vermeiden.

Mögliche Nebenwirkungen

  • Erythem (Hautrötung)
  • Schmerzen
  • Blutungen, leichte oberflächliche– kleine Hautblutungenin der behandelten Region(verschwinden innerhalb von 3-7 Tagenvon allein)
  • Ödeme(für mehrere Tage anhaltend)
  • Postinflammatorische Hyperpigmentierungen/entzündungsbedingte Überpigmentierung;werden nach Microneedlingsehr selten beobachtet (lassen sich gut mittels einer Bleichcreme behandeln)
  • Kontaktallergien(Mikroneedling-Roller könnenNickel und andere Metalle enthalten)

Weitere Hinweise

Folgende Behandlungskombinationen sind möglich:

  • Narbenbehandlung mittels Kombination von Microneedling mit Radiofrequenzmethode
  • Schwere Aknenarben (Grad III oder IV): alternierende Anwendung von Microneedling und Fruchtsäure- oder ggf. sogar Trichloressigsäure-Peelings
  • Microneedling und "platelet rich plasma" (PRP)

Ihr Nutzen

Der Dermaroller ist eine Methode zur Verbesserung des Hautbildes, die neben der rein kosmetischen Indikation auch zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden kann. Das Ergebnis kann das Wohlbefinden und das Selbstvertrauen der Patienten stärken.

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Author: Gov. Deandrea McKenzie

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